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Ursachen von Dyskalkulie

Die numerischen Fähigkeiten sind zum größten Teil unabhängig von der Intelligenz und Fähigkeiten des Erwerbs von Sprachkompetenzen. Sie stellen einen autonomen Bereich unserer kognitiven Begabungen dar. Wissenschaftlich sind die Ursachen von Dyskalkulie noch nicht eindeutig geklärt. Man nimmt an, dass unterschiedliche Faktoren die Entstehung einer Rechenschwäche begünstigen.

Rechnen ist ein komplexer Vorgang und benötigt das Zusammenspiel mehrerer Hirnfunktionen. Von einer Dyskalkulie betroffene Kinder zeigen beim Lösen von einfachen Rechenaufgaben eine signifikant reduzierte Aktivität in jenen Hirnregionen, in denen das neuronale Netz der Mengen- und Zahlenverarbeitung beheimatet ist. In der Regel wird die Verbindung zwischen einer Ziffer und der dazugehörenden Menge vollkommen automatisch aktiviert, bei Menschen mit einer Rechenstörung ist dies meist nicht so.
Die genetische Disposition als Ursache wird von Studien mit Zwillingen gestützt, aber um welche Gene es sich dabei handelt, ist laut derzeitigem Wissenstand noch nicht bekannt. Eine Vererbung ist somit ein Indiz, aber es gibt noch keinen Beweis dafür.

Dyskalkulie leitet sich von der altgriechischen Vorsilbe δυς- (entsprechend des deutschen Präfixes „miss-“ bzw. „un-“) sowie dem lateinischen Begriff calculus „Rechnung“, „Berechnung“ ab. Somit bedeutet sie wörtlich Unfähigkeit bzw. Störung zu rechnen.

Taschenrechner

Aktueller Stand unseres Wissens

Genetik
Familien- und Zwillingsstudien deuten darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können. Wenn ein Geschwisterteil Dyskalkulie hat, steigt das Risiko für das andere Geschwisterteil um das 5- bis 10-fache. Bei eineiigen Zwillingen steigt das Risiko sogar um das 12-fache.

Neurobiologie
Mathematische Fähigkeiten erfordern das Zusammenspiel mehrerer Gehirnregionen. Bei Personen mit Dyskalkulie scheint dieses neuronale Netzwerk verändert zu sein, was sich in untypischen Entwicklungen und veränderten Aktivitäten in diesen Regionen zeigt. Betroffen sind Bereiche wie das numerische Mengenverständnis, die sprachliche Verarbeitung von Faktenwissen und das Verständnis für Zahlenräume

Kognitive Funktionen
Kognitive Bereiche, die indirekt auch für das Rechnen relevant sind, können bei Dyskalkulie beeinträchtigt sein. Dazu gehören das Arbeitsgedächtnis, die Verarbeitung von schnell aufeinander folgenden Reizen, die Aufmerksamkeit und die Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Psychosoziale Faktoren
Kinder und Jugendliche mit Dyskalkulie sind häufig mit Misserfolgen konfrontiert, was zu Matheangst, Angststörungen, schulischen Problemen, psychosomatischen Beschwerden sowie psychischen und sozialen Belastungen führen kann. Diese Komorbiditäten können die Problematik weiter verschärfen​.​